LANDURLAUB BRANDENBURG 2020

LANDURLAUB BRANDENBURG 27 KULTUR & ARCHITEKTUR Fotos: Jonas Rogowski, Christophe Boyer, Tina Merkau œuf Bourguignon, Lammkarree mit Grenaille-Kartoffeln, überbackene Zwiebel- oder Maronensuppe –man fühlt sich ein bisschenwie Gott in Frankreich, wenn man bei Christophe Boyer zu Gast ist. Seine Menüs mit den Na- men „Rouge“, „Bleu“ oder „Vert“ sind so köstlichwie die Crêpes oder die bretonischen Galettes. Das alles serviert er keineswegs in einem Berliner Szenebezirk, sondern in Rehagen, einem unscheinbaren Ort im Landkreis Teltow-Fläming. Was hat den Franzosen ausgerechnet in die brandenburgische Provinz verschlagen? „Wirwaren auf der Suche nach einem alten Gebäude, um unser Konzept eines Restaurants mit Schlafmöglichkeiten zu verwirklichen“, erklärt der Koch. Im Flämingwurden er und seine Frau Manja fündig. 2010 kauften sie das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude Rehagen an der früheren königlich-preußischen Eisenbahnstrecke und fingen an, das Objekt zu sanieren. Ein bisschen Patina haben sie ihm gelassen. Detailswie die alte Bahnhofsuhr oder der Fahrkartenschalter sorgen für den speziellen Charme. Das gilt auch für die Zimmer in der oberen Etage, in denen man nach dem opulenten Mahl nächtigen kann. Noch mehr Stoff zumTräumen bieten dieWaggons der Transsibirischen Eisenbahn, die gleich gegenüber an den Gleisen stehen. Kurzvor derWende in der DDR gebaut, kamen sie nie zumEinsatz. Jetzt sind aus ihnen originelle, dabei durchaus komfortable Hotel-Abteile geworden. Originell sind übrigens auch die Anreisemöglichkeiten: Statt ins Auto, in den Bus oder aufs Fahrrad kann man auf die Draisine steigen, die zwischen Zossen und Jüterbog verkehrt. Alles in allem ist der Bahnhof eine filmreife Location, die sich nicht nur bei Hochzeitsfei- ern, Konzerten und anderen Veranstaltungen bewährt, sondern 2013 tatsächlich Filmkulissewar – als George Clooney hier Szenen für seinen Film „Monuments Men“ drehte, in dem Rehagen zum Pariser Vorort Le Bourget mutierte. Verrammelt, verwahrlost, mit Graffiti besprüht – so prä- sentieren sichviele Bahnhöfe in Brandenburg. „Friedhof der 1000 Bahnhöfe“ nannte der Fotograf Klaus-Dieter Zentgraf sein 2015 erschienenes Buch, in dem er den traurigen Zustand vieler dieser Gebäude dokumentiert. Auchwenn die Deutsche Bahn inzwischen zusammen mit dem Land Brandenburg 170 Millionen Euro inves­ tiert, um bis 2029 150 Bahnhöfe zu modernisieren, verkommenviele andere Stationsgebäude. Dabei bieten sie die Chance, die Lebensqualität im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern. Und die ergreifenvielfach Fördervereine, Gemeinden, Firmen oder eben Menschen wie Christophe Boyer und seine Frau. Welche Bereicherung das beispielsweise für das „Tor zum Spreewald“ ist, zeigt der Bahnhof Lübbenau. 1878 erbaut und später verfallen, machte dieWISWohnungs- baugesellschaft im Spreewald mbH daraus 2006 ein modernes Dienstleistungszentrummit Touristeninfo, Fahrradverleih und Spreewaldshop. Ein besonderer Hingucker ist die Pension Spreewelten in der oberen B Kürbiskammer (Foto oben) oder wohnen wie im komfortablen Zugabteil (r.) – elf Zimmer wurden in der Pension Spreewelten im Bahnhof Lübbenau von Künstlern gestaltet (r.) Waggons zum Träumen stehen am Bahnhof Rehagen bereit (l.). Tipp: Die Anreise zu den Hotel-Abteilen ist mit der Draisine möglich u

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=