LANDURLAUB BRANDENBURG 2020

LANDURLAUB BRANDENBURG 9 LAND DER MOORE Projektleiterin Ireen Werner von der BUND- Initiative „Alleskönner Moor“ setzt sich für die Renaturierung der Moorflächen ein Dem Waldwasserläufer bietet das Moor Lebensraum u Für unsere Vorfahrenwaren Moorflächenvor allem eines: lebensfeindliches, nutzloses Ödland. Daherwur- den sie jahrhundertelang entwässert und in land- oder forstwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Auch besteht bis heute die Sorge, man könne imMoor versinken. Auch das ist ein Mythos. „Der Mensch besteht zum größten Teil ausWasser und hat somit eine geringere Dichte als die Oberfläche des Moores. Wir sinken zwar ein, bleiben dann aber steckenwie eine halb volleWasserflasche im See, sagt die Expertinvom BUND. Man kommt stets mit eigener Kraftwieder hinaus. Aus Sicherheitsgründen ist es aber ratsam, mit Begleitung ein Moor zu erkunden. Undwarum findet man dennoch so oft Tote? „Die sogenannten Moorleichenwurden mit Steinen beschwert und imMoor versenkt. Aufgrund der guten Konservierungseigenschaften sind die Moor­ leichen bis heute gut erhalten und können Aufschluss über die Lebensweisen unserer Vorfahren geben“, sagt IreenWerner. Einige dieser Funde sind bereits über 1000 Jahre alt undwirkenwie gerade erst hineingefallen. Der Sauerstoffmangel imMoor und die vorhandenen Huminsäuren, die auch gerne in der alternativen Medi- zin eingesetztwerden, sorgen dafür, dass Mikroorganis- men, die sonst für Verwesung sorgen, nicht existieren können. Die Zusammensetzung im Boden führt zur Bildung des Torfes. Das Moorwasser hat einen niedrigen pH-Wert (um die 3,4–3,7), kaum noch Nährstoffe und nurwenig Sauerstoff, sodass die Zersetzung pflanzli- cher Substanzen gehemmt ist. Die Pflanzenwerden zu Humus und später zu Torf, am Ende entsteht Kohle. All das dauert. In einem Jahr bildet sich etwa ein Millimeter Torf. Ein Moor braucht daher mehrere Tausend Jahre, um zu entstehen. Neben ihremwichtigen Beitrag zum Klimaschutz gelten Moore zugleich alswichtiger Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen. Waldwasserläufer, Sonnentau, der Moorfrosch und sogar Schildkröten sind im deutschen Moor zu finden. Brandenburg hat die Notwendigkeit erkannt, das Moor zu schützen, und 2019 eine Moor- schutz-Richtlinie erlassen. Landwirte können Förder- gelder beantragen, wenn sie auf ihren Feldern „moor- typische Pflanzen“ anbauen. Und auchviele andere Maßnahmenwerden finanziell unterstützt. So sollen bestehende Moore nicht nur erhalten, sondern trocken- gelegtewieder renaturiertwerden. Eine Aufgabe für Generationen. Wie spannend und erhaltenswert Moore sein können, zeigen die folgendenvier Moore. Info Laut BUND wurden bis heute etwa 99 Prozent aller Moore entwässert und abgebaut oder land- und forstwirtschaftlich genutzt. Das hat weitreichende Folgen: Durch das Trockenlegen werden nicht nur schädliche Klimagase freigesetzt, es verschwinden dabei Lebensräume für bedrohte Tier- und Planzenarten, wie etwa der rundblättrige Sonnentau (r.). Durch die Austrocknung des Torfkörpers verliert das Moor wichtige Nährstoffe sowie seine Filterfähigkeit für das zuströmende Grund- und Oberflächenwasser. Der BUND nimmt sich darum aktiv der Renaturierung der Moore an und setzt Wiedervernässungs- Projekte um. i Die Landschaft ist ein wichtiger Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen Fotos: Michaela, Daniel Klaucke, IreenWerner, Adobe Stock/bennytrapp

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