PFERDELAND BRANDENBURG 2020
PFERDELAND BRANDENBURG 23 FASZINATION REITERHOF V u or dem Schäferhof sind alle Parkplätze belegt. Kinder in Reitstiefeln und Helmen an ihren Rucksäckenwuseln aufgeregt umher. Vor dem großen Backsteingebäude kommen sie zum Stehen. Sie plappern, einige üben an den Füßen ihrer Eltern das Auskratzenvon Hufen. Die Trainer besprechen sich kurz und dann geht es endlich los – zu den Offenställen der Ponys. „Gerade die kleineren Kinder teilen sich immer zwei Ponys“, erklärt GidonWolf. Er leitet gemeinsammit seiner Frau Christina Schäfer, der Namensgeberin, den Schäferhof. Zum Studium der Tiermedizin ist der gebürtigeWestfale nach Berlin gekommen. Nach dem Physikum stand er vor derWahl: Tierarzt oder Reit betrieb. „Dawar die Entscheidung für den Schäferhof klar“, sagt Wolf lächelnd. Er hat es nie bereut. 2001 hat das Paar Schäfer-Wolf den Hof in Nuthetal im Landkreis Potsdam-Mittelmark erworben und reno- viert. Schon ein Jahr später öffnete der Reitbetrieb für Kinder. Da Christina Schäfer selbst sehr erfolgreich voltigiert hat, war klar, dass die Sportart neben dem Reitprogramm angebotenwird. Mehrere Pferde stehen dafür auf der Anlage. Neben der außergewöhnlich hohen Halle zumVoltigieren gibt es einen großen Turnraum mit Geräten und Holzpferden zum Üben. Der ortsan sässige Verein VRG Schäferhof fördert die Sportler, die zu Turnieren und Meisterschaften fahren, und unter- stützt mit Materialien auch den Kinderunterricht. Mittlerweilewerden im Stall schon erste Figuren auf einem Pony geturnt, während auf dem anderen spiele- risch der ausbalancierte Sitz geübtwird. Ein Mädchen hält einen Becher mit Wasser auf dem Kopf fest, als die Trainerin mit ihr antrabt. Doch es hilft nichts, das Wasser schwappt über. ZumGlück ist eswarm. Eines der Mädchen ist Chiara. Sie ist zum zweiten Mal in den Ferien auf dem Schäferhof. Ihre Haare und ihr T-Shirt sind nass, auch bei ihr scheint dasWasser übergeschwappt zu sein. Doch das ist auch egal. Ihr Lächeln ist glückselig, als sie auf dieWoche Reiterferien zurückblickt. „Gestern habenwir einen Putzwettbewerb gemacht“, er- zählt sie.Wobei das Putzenwohl nur nebensächlichwar, eigentlichwurden die Ponys verkleidet. AmEnde standen ein Friseur, einModel, ein DJ und ein Handwerker am Putzplatz.Wer gewonnen hat,wird erst am letzten Abend verkündet, an dem zumAbschied noch gegrilltwird. Sehr gernewürde Chiara auch in der Schulzeit zum Voltigieren auf den Schäferhof kommen. Jetzt in der Ferienzeit ist Hochsaison auf demHof. „Natürlich ist das anstrengend für die Ponys“, sagt Wolf. Aber er und seine Mitarbeiter haben alle Vierbeiner gut im Blick. „Wenn mal einer nicht gut drauf ist, nehmenwir ihn aus dem täglichen Unterricht.“ Dann machen die Ponys Ausgleichsport: Beritt, Bodenarbeit und longieren ohne Kinder – oder auch einfach frei. Wenn mal etwas Ernstes sein sollte, stehen nicht nur Tierärzte, sondern auch Osteopathen zur Verfügung. Denn nur, wenn die Pferde zufrieden sind, können sich die Kinderwohlfühlen. Und darum schaut das Team, welche Aufgabe zu welchem Pferd passt: „Jedes Pferd hat seine Stärken. Die muss ich herausfinden und nutzen, so habe ich immer ein motiviertes Pferd“, erklärt Wolf. Caspar ist eines der Ponys auf dem Schäferhof. Frech linst er unter seinem Schopf hervor, während seine Rei- terin und auch die Führerin sehr konzentriert schauen. „Er heißt Caspar, weil er immer so viel herumkaspert“, erklärt Chiara. Es stehen die letzten Runden für die Gruppe an, die auf einem der Außenplätze Bahnfiguren im Schritt übt. „Lobt eure Pferde, die machen so gut mit, das ist bei demWetter auch anstrengend für sie“, ruft die Trainerin ihren Schülern zu, die sofort ihren Pferden und Ponys die Hälse klopfen. Auch Chiaras Liebling läuft hier auf dem Platz. „Orion hört gut“, erklärt sie, warum sie den dicken Braunen so gerne hat. „Gute Schulponys sind unbezahlbar“, sagt GidonWolf. „Für kein Geld derWeltwürdenwir sie abgeben.“ Einige springen gut, andere mögen es besonders, wennviele kleine Hände sie knuddeln. Die gehen dann in denWich- telclub. Dieser führt Kinder ab drei Jahren an den Sport- und Freizeitpartner Pferd heran. Für die ganz Kleinen In der Reitstunde werden Körpergefühl und Rittig- keit geschult (oben). Kleinere Kinder teilen sich auf dem Reiterhof ein Pferd. Sie lernen abwechselnd das Führen, die Pflege und machen die ersten Reitversuche
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