LANDURLAUB BRANDENBURG 2021
LANDURLAUB BRANDENBURG 17 SCHLAUBETAL Info Hochwertige Produkte frisch auf den Teller. Seit 20 Jahren können Gäste im Naturpark den Schlaubetal-Teller genießen. Regi- onale Gastrono- men und Erzeu- ger bieten lokale Leckerbissen zum fairen Preis. i großen Feste, um zu überzeugen. „Wir haben den höchs- tenWaldanteil aller Naturparks in Brandenburg“, sagt Schwand. Über 75 Prozent des Gebietes sind Forst. Und auch die Vielfalt findet sich sonst nur selten. „Alles ist wegen des Tales sehr komprimiert“, sagt die Naturpark- chefin. Während oben die Kiefern involler Sonne stehen, ist es imTal eher schattig und feucht. Viele an Seen gebundene Lebensräume gelten als besonderswertvoll, so die Verlandungsmoore, Schwimmblatt- und Röhricht- gesellschaften. Fischotter fühlen sich in einer solchen Umgebungwohl. Auch derWolf durchstreift regelmäßig dieWälder und ein ehemaliges Militärgebiet, das zum Naturpark gehört, die Reicherskreuzer Heide. Derzeit ist man dabei, die monotonen Kiefernwälder an den Rän- dern des Schlaubetals in Mischwälder umzuwandeln. Wanderer, Familien und Vereine zu Gast Der Tourismus istweiterhin einwichtiges Standbein in der Region. So soll der Naturpark erlebbarerwerden. Für 2021 ist geplant, ein Besucherzentrum in Müllrose zu eröffnen, direkt am See neben der Tourismusinformati- on. Zudem soll der Ausflugsbus, die Linie A400, auch ins benachbarte Oelsetal fahren. Denn die Oelse ist so etwas wie die kleine Schwester der Schlaube und mindestens genauso sehenswert. Sie ist touristisch nur nicht so gut erschlossen. Es gibt keineWanderwege direkt am Ufer. Dafür aber mehrWildnis und kaumMenschen. Für Hartmut Sonnenhol war es genau deshalb der ideale Ort. 2008 suchte der Veranstaltungs- und Messetech- niker mit seiner Partnerin ein Objekt im Umland von Berlin, das groß genug für Gruppen ist. Zudem sollte es keine direkten Nachbarn geben. Die Klingemühle passte perfekt, allerdings gab es eine Menge zu tun. „Die Bungalows verfielen zehn Jahre lang, niemandwollte das Objekt haben“, sagt Sonnenhol. Einstwar dies das Betriebsferienheim des Palastes der Republik, später nutzte es das Elektrokohlekombinat Lichtenberg als Ferienlager. Nach derWende versuchten es drei ehema- lige Mitarbeiter des Kombinats mit einemHotelbetrieb, gingen aber 1997 in die Insolvenz. „Hierwar kein Fenster mehr intakt, Strom undWasser abgeschaltet“, erzählt Sonnenhol, der ursprünglichvon Nordrhein-Westfalen nach Berlin kam. 2011 entschied er sich, komplett rauszuziehen und die Klingemühle zu einer Lebensaufgabe zu machen. „Wir habenverstanden, warum es Immobilie heißt“, sagt er schmunzelnd. Denn mobil seien sie mit der Anlage nicht mehr. Mittler- weile stecken Tausende, wenn nicht Zehntausende Arbeitsstunden in demweitläufigen Mühlengelände. „Wir machen fast alles selbst oder zusammen mit Freunden und Helfern“, sagt er. „Stück für Stück, sonst ist es nicht finanzierbar.“ Und so erwacht das Gelände Bungalow für Bungalow aus seinemDornröschenschlaf. Hauptzielgruppe seien Gemeinschaftenwie Vereine, Freundes- oder Familienkreise aus dem Berliner Raum, Wander- und Seminargruppen, Erste-Hilfe-Camps und Hochzeiten. Es finden aber auch Festivals mit Musik und Lichtinstallationen statt. „Dann darf es auch mal lauter werden“, sagt Sonnenhol. Die Idee sei, die Stadt aufs Land zu holen. Wo sonst gibt es trotz der Nähe zu einer Großstadt eine solch intakte Natur? Die Klingemühle als Experimentierfeld für Kreative, auch das gehört zum Schlaubetal. Die Gemeinde Friedland und auch die an- deren Hotels unterstützen das Projekt. „Wir vermitteln Individualreisende an die umliegenden Pensionen und die verweisen Gruppen an uns“, sagt Sonnenhol. Na- türlich gäbe es auch Misstrauische, die eine solch bunte Gemeinschaft mit Argwohn betrachtenwürden, doch die Mehrheit sei offen für Neues. Das Schlaubetal sei nicht das Tal der Ahnungslosen. Undwenn man den fast 50-jährigen Eigentümer fragt, was die Besonderheit der Gegend ist, dann ähnelt das doch sehr dem, was die anderen Protagonisten über das Schlaubetal sagen – die Leiterin des Naturparks oder der Mühlenwirt. Es ist die Stille in der Nacht oder der Wechsel der Jahreszeiten, die man sonst so kaum noch in Deutschland erleben kann. „Wennwir imOktober und November abends am Lagerfeuer sitzen, dann fühlt es sich an, als sei man in Alaska oder Finnland“, sagt Sonnenhol. Und er ist sich sicher: „Wirwerden hier nie mehrwegziehen.“ Alle Kontaktadressen finden Sie auf der Seite 101 Laut und leise: Beschaulich auf den Wan- derwegen des Schlaubetals (l.), das aus 75 Prozent Forst besteht, oder ausruhen in den urigen Unterkünften der Klinge- mühle (r.). Einst war die Klingemühle Betriebsferienheim des Palastes der Republik. Feiern im Grünen geht heute auch. Auf dem Mühlengelände werden Festivals veranstaltet (oben)
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