PFERDELAND BRANDENBURG 2021
PFERDELAND BRANDENBURG 25 ARBEITSPFERDE Becker nutzt Methoden des Natural Horsemanship. „Vertrauen und Respekt aufbauen, das ist unsere Basis für die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd.“ Im Roundpen oder dem Longierzirkel beginnt die Lehrzeit der künftigen Arbeitspferde, bevor es ohne – und erst deutlich später mit – Gerät aufs Feld geht. Und im Roundpen treffen sich bei Becker regelmäßig auch interessierte Laien, Freizeitreiter oder andere Landwirte, die bei ihr das Einmaleins der Feldarbeit mit dem Pferd lernenwollen. Denn gleichzeitig das Pferd und die Technik zu bedienen ist gar nicht so einfach und erfordert jahrelange Übung. Becker hat sich ihrWissen auch bei den Amischen in den USA abgeschaut. Aus religiösen Gründen setzen diese keine selbstfahrende Technik ein, sondern nutzen stattdessen bis heute Pferde „Dabei haben die Amische Zuggerätewie Scheibeneggen, mehrreihige Hacken, Pflüge oderWender auch für das mehrspännige Fahren immerweiter entwickelt“, sagt Becker. „Zudem passen sich keine anderen Geschirre so gut denverschiedenen Körperformen der Pferde an und sind so flexibel einsetz- barwie die von den Amischen.“ Gerät und Schirrungen für Arbeitspferde sind in Deutschland mittlerweile sehr gefragt. ZumTeil organi- siert die IGZ deshalb Sammelbestellungen aus den USA. Aber auch innerhalb Europaswerde viel ausgetauscht, nicht nur das Equipment, sondern auch Erfahrungen, so Becker. So idyllisch und naturnah die Arbeit mit den Pferden auch sein mag, eines ist klar: Sie ist körperlich anstrengend und erfordert sportliche Kondition – auch wenn es mittlerweile viele neue Pferdezuggeräte mit Sit- zen gibt, sodass die Pferde ihre natürliche Geschwindig- keit voll ausnutzen können und der langsamere Mensch nicht mehr bremst. Das Arbeitspferde imVergleich zu Landmaschinen weniger effektiv sein sollen, lassenweder Becker noch Dietrich gelten. „Die Pferde verdienen sich ihre Rente buchstäblich“, sagt Dietrich. Und „es spielen so viel mehr Faktoren eine Rolle als nur die Zeit, die es braucht, um ein Feld zu bestellen“, sagt Becker. Ein Pferdegespann sei flexibler, beispielsweise an den Feldrändern, und langfristig deutlich umweltschonender. „In unserem Betrieb nutzenwir zudem die Pferdekoppeln in ro- tierender Fruchtfolge mit den Ackerflächen. Auch das ist einwichtiger, werterhaltender Aspekt“, ergänzt die Hofbesitzerin. Beide sind sich einig und glauben daran, dass Arbeitspferdewieder eine Zukunft haben. WEITERE INFORMATIONEN: ig-zugpferde-bb.de zukunftswerkstatt-arbeitspferde.de Info Arbeitspferde in der Wald- und Landwirtschaft belasten den Boden weitaus weniger als schwere Maschinen. Denn die Hufe bewirken nur punktuelle, reversible Boden- kompressionen. i Fotos: Edda Schlager (2), Stephan Dietrich Illustration: Adobe Stock/yik2007 Alle Kontaktadressen finden Sie auf der Seite 66
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