PFERDELAND BRANDENBURG 2022
PFERDELAND BRANDENBURG 21 PFERD UND NATUR eien Sie nicht enttäuscht, wennwir die Pferde nicht sehen“, sagt Peter Nitschke gleich zu Beginn des Tref- fens. „Wir sind kein Zoo. Eine Garantie, den Tieren zu begegnen, gibt es hier nicht.“ Der Diplom-Forstwirt – ein schlanker, jungwirkender Endfünfziger mit Dreitage- bart – fährt mit einemweißen Nissan X-Trail vor. „Hier draußen brauchenwir denwirklich“, meint er zu dem mit Schlamm bespritzten Geländewagen, auf dem in Orange das Logo der Heinz-Sielmann-Stiftung prangt. Nitschke ist Leiter von Sielmanns Naturlandschaft Döbe- ritzer Heide, einem Landschaftsschutzgebiet direkt vor den Toren Berlins, und damit verantwortlich für 25 Przewalski-Pferde, die hier zusammen mit rund 100Wisenten, 90 Rothirschen undweiteren Tierarten leben. Das Areal unterteilt sich in eine rund 1.860 Hektar große Ringzone, in der Besucher auf insgesamt etwa 55 Kilometer langenWegenwandern können. Außerdem in eine ebenso große Kernzone, die von einem 22 Kilo- meter langen Rundweg umschlossen ist. Von Aussichts- punkten erhält der Besucher Einblicke in das sensible Innere des Schutzgebietes, ohne dieses zu stören. Die ebenfalls 1.800 Hektar große Kernzone ist durch einen dreifachen Zaun abgetrennt und nur in Begleitung der Mitarbeiter der Sielmann-Stiftung zu betreten. Mit einem Schlüsselbund öffnet Peter Nitschke eines der massiven Metalltore. Auf ausgefahrenen Sandwegen geht es nun hinein in eine fast urzeitlichwirkende Land- schaft. Lichter Mischwaldwechselt sich ab mit großen, offenen, baumlosen Flächen, dazwischen Übergangs- bereiche mit Sträuchern, die zu denWaldrändern hin immer größerwerden. „Sehen Sie die abgebrochenen kleinen Birken undwie Robinie und Ginster befressen sind?“, deutet Nitschke rechts und links zum Auto heraus. „Die Traubenkirsche ist komplettwie ein Bonsai-Baum herausgepflegt. Das waren die Pferde. Und genau das ist es, was sie hier machen sollen.“ Man merkt Nitschke die Begeisterung an, mit der er über das Zusammenspiel von Pflanzen- und Tierarten in diesemÖkosystem spricht. „Wirwollen die offenen, halb offenen Landschaften hier mithilfe der Tiere erhalten, und dazu bedienenwir uns einer kompletten Äser-Ge- meinschaft.“ Die bestehe aus äsenden großen Pflanzen- fressern, die auf unterschiedliche Pflanzenarten und Standorte spezialisiert seien. „Die Przewalski-Pferde“, erläutert Nitschke, „sind Graser. Sie beißen mit den Zähnen das Gras tief über dem Boden ab, aber sie gehen auch an Gehölze. Wisente alsWiederkäuer fressen auch faserreichere Nahrung und das Rotwild ist schon etwas wählerischer. Die Rehe sind sogenannte Konzentrat- Selektierer, sie nehmen möglichst nur die leckersten, energiereichen Pflanzenteile auf.“ Mittlerweile sindwir an der „Wüste“ angekommen – einem baumlosen Terrain mit kurzem, von der Sonne verbrannten Gras auf staubigem Sandboden. „Hier halten sich die Pferde sehr gerne auf“, sagt Nitschke. Aber bis auf ein paar Hufabdrücke im Sand und ein paar Häuflein Pferdeäpfel ist leider nichts zu sehen. In der S Fotos: Edda Schlager(1), Heinz Sielmann Stiftung Text: Edda Schlager u Przewalski-Pferde kümmern sich um die Baumpflege Die heute in der Döberitzer Heide lebenden Pferde stam- men von einem Dutzend Tiere ab, die um 1900 in der Region gefangen wurden. Diplom- Forstwirt Peter Nitschke arbei- tet vor Ort für den Artenschutz der Sielmann Stiftung
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=