PFERDELAND BRANDENBURG 2022
22 PFERDELAND BRANDENBURG Ferne drehen sichWindräder, nur sie erinnern an die Welt da draußen. Ansonsten könnte man sich hier auch in der Kasachischen Steppewähnen. Von dort, so habenWissenschaftler herausgefunden, stam- men die Przewalski-Pferde tatsächlich. Über den Stamm- baumder stets als Braunfalbe auftretenden Pferde mit ihren Stehmähnen, den hellen Bäuchen undMehlmäulern gibt es nachwievor Unklarheiten. Als sicher gilt aber, dass die Przewalski-Pferde nicht mit denWildpferdenver- wandt sind, aus denen sich unsere heutigen Pferderassen entwickelt haben. Sie repräsentieren eine eigenständige genetische Entwicklungslinie aller Pferdearten. „Eine unserer Hauptaufgaben“, so Nitschke, „ist der Artenschutz. Aber der gilt natürlich nicht nur für die Pferde. Wir haben hier fast eintausend geschützter Tier- und Pflanzenarten und entdecken immer noch neue.“ Prewalski-Pferdewurden 1969 in derWildnis für ausge- storben erklärt, nachdem zuvor einigewenige Exemplare in derWüste Gobi in Freiheit beobachtetwordenwaren. Alle heutigen Tiere stammenvon nur einemDutzend Ahnen ab, die in dieser Region etwa um 1900 gefangen wordenwaren. Seit 2011 gelten Przewalski-Pferde nicht mehr als vom Aussterben bedroht, sondern nur noch als gefährdete Art. Grund dafür sind kontrollierte Zucht- und Auswil- derungsprogramme. Mittlerweile gibt esweltweitwieder rund 2.000 Tiere, etwa 1.200 davon leben in der Mongo- lei, in China und Russland praktisch in Freiheit, der Rest in Zoos oder in teilweise bewirtschaftetenWildtiergehe- genwie hier in der Döberitzer Heide. „Wir züchten mit unseren Tieren nicht mehr“, erzählt Nitschke. „Dazu müsstenwir hundertprozentig sagen können, welches FohlenvonwelchemHengst stammt. Und das könnenwir hier nicht kontrollieren, denn die Pferde leben quasi wild.“ Deshalb bestehe die Gruppe nur aus Stuten undWallachen. Sie teilen sich in drei Herden und eine Kleingruppe auf, die sich kennen, aber meist unabhängig voneinander unterwegs sind. Mit demwelt- weiten Zuchtprogramm der Przewalski-Pferde, deren Zuchtbuch im Prager Zoo geführtwerde, sei man eng verbunden, so Nitschke. Die Herde lebt in freier Wildbahn „Vier unserer Stutenwurden in der Mongolei ausgewil- dert und haben dort von einem in Freiheit geborenen Hengst Fohlen bekommen“, erzählt Nitschke mit eini- gem Stolz. „Das ist natürlich ein schöner Erfolg, wenn unsere Stuten sich als besonders gut geeignet erweisen, um sie auszuwildern. Das heißt nämlich, dass sie hier praktisch das Leben in freierWildbahn gelernt haben und ihnen das echte Leben in derWildnis keine Schwie- rigkeiten bereitet.“ Mittlerweile sindwirweitergefahren, entlang an „einer ehemaligen Panzer-Fahrstrecke“, wie Nitschke erklärt, und an einem halb zerstörten Bunker aus Beton. Das Territorium des heutigen Schutzgebietes Döberitzer Heidewar bis zurWende Truppenübungsplatz, wurde dann jahrelang nicht genutzt. Die Naturwar in der Zeit sich selbst überlassen. Das Land Brandenburg hatte das Areal als Schutzgebiet im Rahmen der für die Europä- ische Union geltenden Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) gemeldet, die der Erhaltung natürlicher Lebens- räume undwild lebender Tiere und Pflanzen dient. Die Sielmann-Stiftung entwarf ein Nutzungskonzept und erwarb das Gelände im Jahr 2004. „Wir haben uns damals in Abstimmung mit dem Land für ein Manage- ment mit Wildtieren entschieden“, so Nitschke, der als Projektleiter von Anfang an dabei ist. Przewalski-Pferde leben zwar wild, gehören aber nicht zu den Wildpferden, von denen unsere Pferderassen abstammen Noch mehr Wildpferde Koniks grasen am Stadtrand von Berlin, zwischen Buch und Zepernick, auf der Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde. barnim-entdecken. de/kleine- wanderung-in- hobrechtsfelde- koniks-in-freier-natur- beobachten Liebenthaler Pferdeherde: Przewalski-Pferde beobachten, Führungen und Rundgänge unter liebenthaler- pferdeherde.de i
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