PFERDELAND BRANDENBURG 2024
PFERD UND FAMILIE Ausflug zu den Wildpferden In Brandenburgs Naturschutzprojekten tummeln sich wilde Pferde. Doch welche Rassen gibt es und wo kann man sie entdecken? E chteWildpferde, da sind sichWissenschaftler heuteweltweit einig, gibt es nicht mehr. Im 19. und 20. Jahrhundert sind Tarpane und Przewalski- Pferde, die letztenWildpferderassen, die die eurasischen Steppen bewohnten, in freierWildbahn ausgestorben. Doch Pferdeliebhaber in unterschiedlichsten Regionen derWelt haben immerwieder versucht, die ursprüngli- chenWildrassen zurückzuzüchten. Mit Erfolg. Auch in Brandenburg bemühen sichVereine, Stiftungen und Na- tionalparks um den Erhalt der „neuen“Wildpferde. Und sie zeigen, welchwichtige Rolle sie imÖkosystem spielen. 1 PRZEWALSKI-PFERDE: DIE VON DEN HÖHLENZEICHNUNGEN Kurze Beine, gedrungener Körper,weißer Bauch, Mehl- maul und eine Stehmähne – so sind Przewalski-Pferde schon auf Tausende Jahre alten Höhlenmalereien abgebil- det. Und so sehen auch ihre Nachkommen noch aus, die dieser Tage in BrandenburgerWäldern und auf geschütz- ten Offenflächen unterwegs sind. Przewalski-Pferde, die auch als Tachi oder AsiatischeWildpferde bezeichnetwer- den, sind genetisch nicht mit denVorfahren unsere heuti- gen Hauspferderassenverwandt, sondern repräsentieren eine eigenständige Entwicklungslinie aller Pferdearten. 2 WILDE PORTUGIESEN MIT RAMSNASE Auch eine in Deutschlandweniger bekannte ur- sprüngliche Rasse lebt in Brandenburg – Sorraia-Pferde. Die Gelb- und Graufalben fallen durch ihre markanten Zebrastreifen an denVorderbeinen und ihre nachvorne gewölbten Ramsnasen auf. Als „unverzüchtetes Original mit großer Ähnlichkeit zum südeuropäischenWildpferd“ bezeichnet Max Jung, Vorsitzender des Naturschutz- Fördervereins Döberitzer Heide, die Sorraia-Pferde. Seiner persönlichen Begeisterung für die aus Portugal stammenden Pferde und dem Einsatz der anderenVer- einsmitglieder ist es zuverdanken, dass eine kleine Herde aus zehn Stuten und einemHengst imHavelland steht – und regelmäßig für Nachwuchs sorgt. „Wir haben uns der Erhaltungszucht der seltenen Rasse unter naturnahen Bedingungenverschrieben“, so Jung. Wissenschaftler sind sich uneinig, ob die Sorraias jeWildpferdewaren oder ob sie verwilderte Hauspferde sind. In der Döberitzer Heide sind sie, wie Jung sagt, „alswichtige Öko-Ingenieure“ un- terwegs. „Durch ihren Einsatzwird eine vielfältige Vege- tation mit allen Abstufungenvom kurzenWeiderasen bis hin zu höheren Gras- undWildstaudenbereichen und kleinteiligen Gehölzinseln in den Flächen gefördert – vielfältiger Lebensraum für zahllose Artenvon Insekten, Vögeln, Amphibien, Reptilien und auch Säugetiere.“ 3 LIEBENTHALER ERBEN DES EUROPÄISCHEN WALDTARPANS In den 1960er-Jahrenversuchte der Verhaltensforscher Jürgen Zutz, aus Fjordpferden den ausgestorbenen europäischenWaldtarpan zurückzuzüchten. Eine Heimat fanden die Pferde im brandenburgischen Liebenthal, wonach sie auch als Liebenthaler Pferde benanntwurden. Rund 100 Tiere leben heute im natürlichen Herdenver- band. Merkmale der Liebenthaler sindwie bei vielen ursprünglichen Rassen der Aalstrich auf demRücken, die schwarzen Hufen und imWinter ein ausgeprägter Kinnbart. Sie kommen als Schimmel-, Grau-, Fuchs- oder Braunfalbenvor. Weil die Liebenthaler ruhig und ausge- glichen sind, werden sie gern als Reit- und Kutschpferde und sogar zur Therapie genutzt. 1 2 3 Fotos: Sebastian Hennigs /Wildlife Photography, Max Jung, Mirjana Rehling Text: Edda Schlager 5 16 PFERDELAND BRANDENBURG
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