PFERDELAND BRANDENBURG 2024

PFERD UND FAMILIE Fotos: Mirjana Rehling, T. Berg 4 „PFERDCHEN“ ALS ZUNEHMEND POPULÄRE REITPFERDE Koniks sind eine aus Osteuropa stammende Ponyrasse. Daher kommt auch der Name, der aus dem Polnischen übersetzt schlicht „Pferdchen“ heißt. Die meist als Rappfalben auftretenden robusten Koniks haben einen dunklen Aalstrich, dunkle Beine und eine üppige Mähne. Dass die Koniks eine Rückzüchtung des Tarpans sind, des asiatisch-europäischenWildpferdes, das vor rund 200 Jahren ausgestorben ist, gilt als nicht belegt. Sie könnten auchvonverwilderten Hauspferden abstam- men. Ihrer Beliebtheit tut dies keinen Abbruch – die freundlichen Konikswerden auch als Reitpferde immer beliebter. 5 URPFERDE VON DEN BRITISCHEN INSELN Die Vorfahren der Exmoor-Ponys besiedelten schon vor mindestens 1000 Jahren die britischen Inseln – so weit lassen sich die heutigen Vertreter dieser robusten Pferderasse genetisch zurückverfolgen. Danachwird auch ausgeschlossen, dass es sich um echte Wildpferde handelt, sie gehören also zu den Hauspferden. Als sicher gilt jedoch, dass Exmoor-Ponys eine der ältesten, unverkreuzten Pferderassen Europas sind. Welsh-Ponys, Dartmoor- oder Fell-Ponyswurden in denvergangenen Jahrhunderten mit europäischen Rassen gekreuzt, nicht aber die Pferde im südwestenglischen Exmoor. Mit der rauen Umwelt – Feuchtigkeit, Wind und harschen Wintern – kamen nur die kleinenwiderstandsfähigen einheimischen Ponys zurecht. Den ZweitenWeltkrieg allerdings überlebten nur 50 Exemplare, darunter sechs Hengste. Auf diese Population gehen alle heute lebenden Exmoor-Ponys zurück. Naturpark Barnim: Hobrechtsfelde + Schönower Heide (Koniks) Die Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde am nördlichen Stadtrand von Berlin ist Heimat einer rund 30-köpfigen Herde von Koniks. Die werden hier nicht zum Reiten gehalten, sondern um Besuchern die Geschichte des Pferds, verschiedene Haltungs- und Nutzungsformen zu vermitteln und den Umgang zwischen Pferd und Mensch zu schulen, beispielsweise beim Teambuilding. Die Weiden sind durch mehr als 50 Tore frei zugänglich und können von sieben Aussichtspunkten gut eingesehen werden. Naturpark Unteres Odertal: Koniks und Exmoor-Ponys Der Naturpark Unteres Odertal setzt auf natürliche Landschaftspflege: Exmoor-Ponys und Koniks – und auch Auerochsen – leben und fressen hier ganzjährig auf Wiesen, die nach freier Wildbahn aussehen. Die Tiere können auf der Weide östlich von Lunow direkt an der Oder und ihren Auenflächen beobachtet werden. Lenzener Elbtalaue: Liebenthaler Wildlinge In der Prignitz im nordöstlichen Brandenburg sind die Liebenthaler Wild- linge als robuste Landschaftspfleger in Sachen Auenschutz unterwegs. Die Lenzener Elbtalaue ist ein deutschlandweit einmaliges Naturschutz- projekt, bei dem die Elbe über 400 Hektar Überschwemmungsraum zurückbekommen hat und ein auentypischer Lebensraum wiederherge- stellt wird. Döberitzer Heide: Przewalski-Pferde (Sielmann-Stiftung) + Sorraia-Pferde (Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide e. V.) Das Naturschutzgebiet Döberitzer Heide westlich von Berlin umfasst rund 3415 Hektar und bietet mit einer einst für Europa typischen halb offenen Landschaft mit vielfältigen Biotoptypen viel natürlichen Lebens- raum für robuste Pferde in natürlicher Herdenhaltung. Die Sielmann-­ Stiftung hält hier zusammen mit Wisenten, Rothirschen und zahlreichen Kleintierarten rund 25 Przewalski-Pferde, die von einem 22 km langen Rundweg um die Kernzone des Schutzgebiets beobachtet werden können. In der randlichen Naturerlebnis-Ringzone der Döberitzer Heide bietet der Rastplatz Wüste und der Rundweg nach Priort außerdem Einblicke ins Herdenleben der portugiesischen Sorraias, die der Natur- schutz-Förderverein Döberitzer Heide auf Flächen des sogenannten Fer- bitzer Bruchs einsetzt, wo der Verein bereits seit Anfang der 1990er-Jahre wertvolle Lebensräume durch naturnahe Beweidung erhält. Liebenwalde: Liebenthaler Wildlinge Liebenthal, ein Ortsteil von Liebenwalde, nördlich von Berlin, ist Heimat der in Deutschland einzigartigen Liebenthaler Wildlinge. Die Stiftung Liebenthaler Pferdeherde, die die Zucht der Tiere koordiniert, bietet dreimal im Jahr eine gut zweieinhalbstündige Führung, bei der die Herde hautnah erlebt werden kann. Auf Anfrage bietet die Stiftung Vorträge an. Schiffshebewerk Niederfinow: Liebenthaler Wildlinge 2022 sind zwölf junge Wallache aus Liebenthal nach Niederfinow in die Nähe des Schiffshebewerks umgezogen, um als Botschafter für diese besondere Brandenburger Pferderasse zu werben. Hier werden sie behutsam zu Freizeit-, Fahr- und Therapiepferden ausgebildet. Fans der Rasse können eine Patenschaft übernehmen, so das „eigene Wildpferd“ persönlich kennenlernen und sich an Pflege und Ausbildung beteiligen. Wildpark Schorfheide: Przewalski-Pferde Auch der Wildpark Schorfheide rund 70 Kilometer nördlich von Berlin präsentiert Przewalski-Pferde. Hier ist die Sichtung der Pferdeherde über die am weitläufigen Freigehege entlangführenden Wanderwege garantiert. STANDORTE 4 5 Wildpferde hautnah erleben? Wo genau, finden Sie auf Seite 66 PFERDELAND BRANDENBURG 17

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