LANDURLAUB BRANDENBURG 2025

Fotos: Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V./Torsten Rüdinger (2) /Alexandra Majorov, A. Flügge Text: Hagen Brandt Um die historische Windmühle mit Mühlenhaus rankt sich die Legende von Friedrich dem Großen und Müller Grävenitz Auf dem Mehlboden werden Bio-Roggen, -Weizen und -Dinkel verarbeitet. Im Erd- geschoss der Mühle können Besucher das Sanssouci-Mehl erwerben Die Galerieholländer- windmühle produziert bis heute Mehl und be- herbergt eine mühlen- kundliche Ausstellung Friedrich der Große und der Müller von Sanssouci: André Nicke (l.) und Andreas Flügge (r.) entwickeln den his- torischen Zwist seit drei Jahrzehnten weiter randenburg ist ein Land der Mühlen und Potsdam die passende Landeshauptstadt dazu. Bereits 993 erwähnt die Gründungs- urkunde der Stadt eine Mühle. Und noch im 18. Jahr­ hundert soll es 21 Mühlen gegeben haben, die in Potsdam ihr Rad kreisen ließen. Allerdings ist keine so berühmt gewordenwie die Mühle am Schloss Sanssouci. Bis heutewird dort Mehl produziert. Ver- antwortlich für ihre Prominenz ist eine Anekdote, die zur Legendewurde. Sie handelt vom Streit eines Müllers mit Friedrich demGroßen. Der Preußenkönig ließ sich ein Sommerschloss in einen prächtigen, weitläufigen Park bauen. Hier wollte er sichvon seinen Staatsgeschäften erholen. Doch als es stand, fand der König keine Ruhe. Die nahe Mühle des Müllers JohannWilhelmGrävenitz klapperte pausenlos – bis der Geduldsfaden des großen Königs riss: Er ließ den Müller einbestellen und machte ihm ein großzügiges Angebot. Grävenitz schlug es aus, worauf der Souverän mit Enteignung drohte. Das beeindruckte den Müller aberwenig: Er pochte auf sein Recht und drohte seinerseits mit dem Kammergericht. Der König ruderte zurück. Soweit die Legende. Zu den nachfolgenden Pächtern sollen die preußischen Könige allerdings ein harmo- nischeres Verhältnis gehabt haben. Bis heute arbei- tet hier eine Mühle als biozertifizierter Betrieb und verarbeitet Bio-Roggen, Bio-Weizen und Bio-Dinkel. Allerdings ist nur noch der Standort historisch. Die Mühle aus der Geschichtewurde schon 1787 abgetra- gen und durch eine holländische Galeriewindmühle ersetzt, die in den letzten Kriegstagen im April 1945 abbrannte. Siewurde rekonstruiert, sodass sich die über 35 Meter hohe Mühle heutewieder mit demWind dreht und klappert. Sie ist darüber hinaus ein lohnendes Ziel für jeden Besucher der Potsdamer Schloss- und Parkanlagen. Denn neben dem Betrieb befindet sich im Inneren ein Museum, das auf mehreren Etagen in einer Dauerausstel- lung die Geschichte derWindmühlen erzählt –von den handwerklichen Manufakturmühlen über die Großmühlen der Industrialisierung bis hin zum großen „Mühlensterben“. Die Ausstellung zeigt ein- drucksvoll, dass Mühlen nicht nur zur Technik- und Baugeschichte zählen, sondern auch mit der Sozial- und Kulturgeschichte verwoben sind. Noch ein Tipp: Betreten Sie auch unbedingt die Galerie. An der frischen Luft können Sie eine Pause einlegen und das einmalige 360-Grad-Parkpanora- ma mit direktem Schlossblick auf sichwirken lassen. Kaffee und Kuchen dafür gibt es imMühlenhaus. Und danach ein Spaziergang durch den Park (s. S.55). B Potsdam Wenn zwei sich streiten, freut sich die Mühle Die Streithähne live erleben Der legendäre Nach- barschaftsstreit setzt sich seit 30 Jahren fort – samstags bei Antenne Branden- burg und auf den Uckermärkischen Bühnen Schwedt: muellersfritz.de/ SPIELPLAN/ LANDURLAUB BRANDENBURG 11 LAND DER MÜHLEN

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