LANDURLAUB BRANDENBURG 2025

POTSDAM REGION LANDURLAUB BRANDENBURG 55 Potsdams Parkanlage auf Nebenwegen Von Flora und Demeter geleitet flanieren Unseren Spaziergang – eine kleine Reise durch Zeit und Natur, durch feinsinnig gepflegte Land- schaft und gärtnerische Historie – starten wir an der Haltestelle Schloss Charlottenhof. Schnell um- fängt uns die malerische Parklandschaft und man spürt, dass dieser Park mehr ist als eine schöne Kulisse. Er ist ein lebendiger Organismus, geformt durch die Hände zahlloser Gärtnerinnen und Gärtner, deren generationenübergreifende Arbeit den Park erst zu demmachte, was er heute ist. Gleich den Bienen der Imkerei „Honig vom Park“ bewegen wir uns von Süden kommend parallel zum Schafgraben in den sich öffnenden Park. Nun liegt rechts der Maschinenteich, auf der linken Seite öffnet sich der Blick auf Schloss Charlottenhof. Vor uns liegen die sich bis 2028 in Sanierung befindlichen „Römischen Bäder“, welche romantischen Charme italienischer Villen in den Park zaubern. „Am Kuhtor“ vorbei, den Ökonomieweg kreu- zend, statten wir dem „Letzten Baum aus der königlichen Baumschule“ einen ehrenden Besuch ab. Dieser Wegepunkt erinnert an die königliche Tradition der Baumzucht, die einst in Potsdam florierte. NachOsten schlendernd folgenwir demÖkono- mieweg bis zur Parkgärtnerei. Hier, amRande des eigentlichen Parks, ist die ursprüngliche, gärtne- risch-landwirtschaftliche Tradition der Parkanlagen bis heute lebendig: Kräuter, Kohl und Kürbisse gedeihen in denGärtnereien der Stiftung Preußische Schlösser undGärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Natürlich liegt der Fokus heuteweniger auf der lukul- lischenNutzbarmachung als auf der Erhaltung und Pflege von – teils historischen – Pflanzensorten. Im Frühjahr und imSommer werden imPark Sanssouci jeweils rund 45.000 Pflanzen in 80 verschiedenen Sorten aus eigener Anzucht ausgepflanzt – ein beein- druckender Aufwand, den die fast 60Gärtnerinnen undGärtner mit Hingabemeistern. Wir drehen der Parkgärtnerei nun den Rücken zu und setzen unseren Weg durch den Rehgarten fort, überqueren die Hauptallee und nähern uns dem ehemaligen Hofgärtnerhaus. Dort, wo einst die Chef-Gärtner residierten, die den preußischen Königen ihre paradiesischen Gärten gestalteten, ist heute der Botanische Garten der Universität Potsdam beheimatet – ein Besuch lohnt sich. Die Maulbeerallee – einst für die Seidenraupen- zucht angelegt – überschreitend, gelangen wir in den Paradiesgarten, eines der oft übersehenen Kleinodien im Parkuniversum von Potsdam. Der anschließende Aufstieg zum Orangerieschloss belohnt uns mit demWissen, vor einem der prächtigsten Schlösser zu stehen, welches je für Pomeranzen erbaut wurde. Hier, in den präch- tigen Pflanzenhallen des Orangerieschlosses, wurden und werden die exotischen Pflanzen der Gartenanlagen überwintert. Linker Hand der beeindruckenden Kastanienal- lee folgend geht es nun auf den Klausberg – wir halten uns auf der linken Wegseite, um im Café Drachenhaus, dem ehemaligen Weingärtnerhaus, eine wohlverdiente Rast einzulegen. Hinter dem Restaurant säumen die Rebstöcke am „König- lichen Weinberg“ den terrassierten Hang. Ein Blick über die Mauer in Höhe des Belvedere ermöglicht uns nach der Pause den vollen Rundumblick – über die restaurierten Wein- und Obstbaumterrassen hinweg – von der Spitze des Neuen Palais bis hinüber zur Friedenskirche. Nun müssen wir uns entscheiden: Wegeoption A führt vorbei an den laut Fontane „Bataillonen von Hofgärtnern“, die hier begraben liegen, durch den Bornstedter Friedhof, zum Krongut Bornstedt, einem ehemaligen Mustergut der königlichen Hausherren. Der Bus bringt uns ab Haltestelle Ribbeckstraße ins Stadtzentrum. Wegeoption B führt beschwingt den Hang retour zur – noch heute voll funktionsfähigen – Histori- schen Mühle von Sanssouci, wir überqueren die berühmtesten Weinbergterrassen Brandenburgs mit ihren eingehausten Feigenbäumen und legen als Freunde der brandenburgischen Landwirt- schaft eine Kartoffel am Grab Friedrichs nieder. Gleich hinter demGrab, unterhalb der Bilderga- lerie, können wir sodann den wieder erstandenen Holländischen (Obst-)Garten durchqueren, um – die Hauptallee wieder einmal kreuzend – denWeg durch die Erlöserpforte in den Marlygarten zu neh- men. Hier angekommen, vor der Statue der Flora stehend, sind wir am lokalen Quell der hiesigen Gartentradition angekommen. Denn just hier ließ 1715 FriedrichWilhelm I. seinen Küchengarten für den Hof von Potsdam anlegen. Mit diesemWissen und einigen Kilometern mehr in den Beinen verlassen wir – passenderwei- se – durch das „Grüne Gitter“ die Parkanlagen und stehen mitten in der Stadt. Fotos: PMSG Sophie Soike, SPSG Reinhardt & Sommer Potsdam, PMSG SPSG André Stiebitz, SPSG Nicole Romberg, Nietner-Plan des Marlygartens, 1883 Sanssouci und ganz Potsdam einmal ländlich erleben Ein Spaziergang mit kleinen Anekdoten über das Hofleben Der Marlygarten wurde 1715 als Küchengarten angelegt Italienisches Flair am Orangerieschloss Parkgemüse mit Tradition: Kohl, Kürbis und Kräuter Gärtnereien der Stiftung Preußische Schlösser

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=