PFERDELAND BRANDENBURG 2025
14 PFERDELAND BRANDENBURG NOTFALLAPOTHEKE PFERD UND GESUNDHEIT Bilder: Raufeld Text: Antonia Eichenauer Dicke Beine, Kolik oder Weideverletzung: Wann ist Eile geboten und wie viel kann man selbst machen? er sein Pferd gut kennt und viele Jahre Erfahrung hat, kann oft sehr gut deuten, was ein Notfall ist undwas nicht. Einige Faust regeln, die bei dieser Einschätzung helfen, erklärt Dr. Jens Klinowski, mobiler Tierarzt für Pferde aus Falkensee. Grundsätzlich gilt immer: Lieber früher als zu spät den Experten anrufen. Was kann man selbst am Pferd behandeln? „Oberflächliche Abschürfungen kann man selbst versorgen“, sagt Dr. Jens Klinowski. Nach ordentlicher Säuberung unter fließend Wasser genügt es, eine desinfizierende oder pflegende Creme aufzutragen. Entsteht ein leichter Einschuss (Entzündung), reicht es zunächst aus, das betroffene Bein zu kühlen. Mauke und Strahlfäule bekommt man meist ebenfalls gut selbst in den Griff, wenn man die Behandlung vorher mit einemTierarzt abgesprochen hat. Bei leichten Infekten sollen es Pferdebesitzer mit ihren Tieren haltenwie mit sich selbst oder ihren Kindern: „Ein paar Tage Ruhe mit nur leichter Bewegung reichen meist, um den Infekt auszukurieren.“ Klingt der Infekt nicht nach drei Tagen ab oder hat das Pferd anhaltend hohes Fieber, braucht es medizinische Hilfe. Ähnliches gilt bei leichten Vergiftungen. Hier ist allerdings die allererste Pflicht: Ursache entfernen! Wann braucht es einen Tierarzt? Immer dann, wenn die Symptome nicht von alleine besserwerden, also das Bein nicht abschwillt, der Husten nicht abklingt, das Fieber nicht sinkt. „Wenn dieWunden klaffen oder besonders tief sind, sollte der Tierarzt in- nerhalb von sechs bis acht Stunden kommen“, erklärt Klinowski und sagt auch, warum: Nur wenn dieWunden noch frisch sind, können sie genähtwerden. Außerdem können Tierärzte mit Medikamenten Entzündungenvermeiden. Auch bei starken Lahmheiten nach Verletzun- genwie einemTritt braucht es einen Arzt, um einen Bruch auszuschließen und die Ursache zu finden. Dennoch ist hier eine Einschät- zung komplex: Plötzliche starke Lahmheiten könnenvon Hufabszessen kommen, die sich mit einem feuchten Hufverband auch selbst behandeln ließen. „Sehnenschäden sind keine Notfälle“, sagt Klinowski. „Es reicht, in Ruhe einen Termin mit demTierarzt auszumachen, um die Behandlung zu besprechen.“ Eile ist hingegen bei Schlundverstopfungen und Koliken geboten. Innerhalb von rund zwei Stunden sollte der Tierarzt vor Ort sein. Nach dem Anruf ist es ratsam, das Pferd zu bewegen. „Das macht es nie schlechter“, stellt Dr. Jens Klinowski fest. In welchen Fällen hilft nur noch der Weg in die Klinik? „Pferden, die heftig koliken, also schwitzen, sich hinwerfen, stark aufgegast sind und schlimme Schmerzen haben, kann nur ein Tierarzt helfen, der schnell da ist“, sagt Klinowski. Deswegen ist es hier oft ratsam, das Pferd aufzuladen und in die nächste Klinik zu fahren. Dort haben die Ärzte bessere Mög- lichkeiten zu untersuchen und zu behandeln oder gegebenenfalls zu operieren. Auch für Spezialuntersuchungen hilft manchmal nur derWeg in die Klinik. Erste Hilfe fürs Pferd W Checkliste Das gehört in jede Stallapotheke Nahezu alle Bestandteile einer Erste-Hilfe-Box für Pferde sind in der Apotheke erhältlich. Fieberthermometer: Ein handelsübliches Thermome- ter reicht aus. Wer sich und seinem Pferd etwas gönnen will, kauft eins mit flexibler Sonde, das besonders schnell misst. Desinfizierende Jodsalbe: Betaisodona oder andere Jodsalbe Pflegende Wundcreme: Bepanthen und Zinksalbe Puderspray: umWunden abzudecken Verbandsmaterial: Watte, selbsthaftende Bandage, Panzertape, sterile Tupfer und Schere Zeckenzange Einwegrasierer: um den Bereich rund umWunden von Fell zu entfernen Telefonnummer: von Tierarzt und Hufschmied Download Notfall-Apotheke als Poster für den Stall
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