PFERDELAND BRANDENBURG 2025
PFERDELAND BRANDENBURG 15 Fotos: Stefan Escher /Agentur Beste Gesellschaft, Birk Polten (2) Text: Ronald Klein Jürgen Bohm stellt in der Schorfheide seine Sammlung von Kutschen und Landwagen aus. MUSEUM PFERD UND KUTSCHE önigliche Sänften, Kutschen und mehr gibt es nicht nur bei der Stiftung Preußi- sche Schlösser und Gärten Berlin-Bran- denburg oder im Kutschenmuseum Neustadt Dosse zu bestaunen, sondern auch in einem privaten Museum in Groß Schönebeck, Barnim. Jürgen Bohm sammelt seit fast 50 Jahren Fuhrwerke. Während andere Jugendliche auf das erste Mofa spar- ten, liebäugelte der angehende Nachrichtentechniker mit Kutschen, Land- und Ackerwagen. Damit ist er schließlich aufgewachsen: Traktoren kamen auf dem heimischen Hof nicht zum Einsatz und schon früh faszinierte ihn der individuelle Charakter der Gefähr- te. „Jede Kutsche hat eine andere Form und somit auch ein anderes Fahrverhalten“, erklärt er. Im Alter von 16 Jahren erwarb Bohm sein erstes Exemplar, das vom Nachbarhof stammte. Die Zeitwar damals günstig. Viele Betriebe stellten auf die Motorisierung um. „Mit- te der 1970er-Jahrewaren Kutschen dadurchverpönt undwurden entsorgt“, erinnert sich der 64-Jährige. Die stets amWochenende geöffnete Ausstellung prä- sentiert 64 Kutschen. Hinzu kommen 30 Schlitten und 50 Ackerwagen. Die beachtliche Zahl verdeutlicht, wie viel Platz benötigtwird. „Natürlichwäre es einfacher gewesen, ich hätte Briefmarken gesammelt“, schmun- zelt Bohm. Ein Coupé stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die anderen Fuhrwerke sind mindestens 100 Jahre alt. „Wirklich exakt lässt sich das nicht bestimmen“, sagt er. Anders als bei Autos, deren Baujahr und Hersteller meist auf einemTypenschild imMotorraumver- zeichnet sind, fehlen bei vielen Fuhrwerken konkrete Angaben. „Der Dorfschmied erhielt einen Auftrag und stellte dann mit einem Stellmacher die Kutsche fertig“, beschreibt Bohm den Herstellungsprozess. Über die Jahrzehnte kamen zahlreiche Schmuckstücke zusammen: Neben der klassischen Hochzeitskutsche inWeiß stehen hier beispielsweise mondäne Coupés, die einst durch Berlin fuhren und deren Türen bereits mit Zentralverriegelung ausgestattetwaren. Längst befinden sich auch internationale Fuhrwerke in Bohms Scheunen, darunter ein belgischer Milch- und ein ungarischer Jagdwagen. Ein US-amerikanisches Fuhr- werkwurde vor Ort in Einzelteile zerlegt, verschifft– und dann hier akribischwieder zusammengebaut. Nach einemhalben Jahrhundert Sammelleidenschaft sind bei Jürgen Bohmnoch einigeWünsche offen: „Eine gut erhaltene Postkutsche oder auch ein alter DRK- Wagen – daswär’s“, schwärmt er. Diese Exemplare sind in Sammlerkreisen begehrt und schlagen deshalb mit hohen Preisen zu Buche. Doch das Budget ist begrenzt. Bohm führt seinMuseum in Eigenregie – ohne kom- munale Unterstützung und ohne einenVerein. Ihm geht es auch nicht ums Geld, der Eintritt ins Museum ist kostenfrei. Derzeit kann die Ausstellung amWochenen- de besichtigtwerden. „Ich gehe aber bald in Rente und kümmere mich nur noch ummeinMuseum“, verspricht Bohm. Dannwird es auch täglich geöffnet sein. Historische Holzräder K Auf dem Kutschbock fühlt sich Jürgen Bohm wohl. Die Wagen sind seine große Leidenschaft Seine Scheune in der Schorfheide steht voll bis unters Dach. Der Schlitten (oben) und die weiße Hochzeits- kutsche (l.) sind nur ein kleiner Teil der Sammlung Nochmehr Kutschen Stiftung Preußi- sche Schlösser und Gärten Ber- lin-Brandenburg: spsg.de Kutschenmuseum Neustadt Dosse: amt-neustadt- dosse.de ALLE KONTAKT- ADRESSEN FINDEN SIE AUF DER SEITE 66
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